Sommerkonzert 2007
Kritik in der Süddeutschen Zeitung
Eigene Klangkultur erreicht
Unter Wolfram Graul klettert das Garchinger Sinfonieorchester auf ein professionelles Niveau
Kritik aus der Süddeutschen Zeitung zum Sommerkonzert 2007
am 03. Juli 2007 in der Fakultät für Maschinenwesen der TU München
von Adolf Karl Gottwald
Garching – Die Hauptverkehrslinie, also die Magistrale des Garchinger Sinfonieorchesters führte von aAnfang an ins Große. Bäche und kleine Händel waren und sind nichts für dieses aufstrebende Laienorchester, das stets große Auseinandersetzungen gesucht hat.. Jetzt hat es auch die Enge eines kleinstädtischen Bürgerhauses abgestreift und befindet sich dort, wo es schon immer hingehörte, in der Magistrale eines bedeutenden Forschungszentrums mit eigenem U-Bahnhof. Die Qualität von Programm, Solist und Orchester waren jedenfalls beim letzten Konzert dementsprechend.
Das Garchinger Sinfonieorchester hat sich die Enigma-Variationen von Edward Elgar vorgenommen. Weil 1899 im Konzert von deren Uraufführung auch „Zorahayda“ eine Legende für Orchester von Johan Severin Svendsen, auf dem Programm stand, begann das Garchinger Sinfonieorchester sein Konzert mit diesem vergessenen, doch sehr schönen Werk – ein Beispiel für geistvolle Programmgestaltung. Für das Orchester ist Svendsens Legende keine leichte Übung. Hier ist Klangkultur vor allem im Piano (wo sie besonders schwer ist) gefragt.
Unter Wolfram Graul – offenbar ein hervorragender Orchestererzieher – kletterte das Garchinger Sinfonieorchester auf professionelles Niveau und unter seiner behutsamen Leitung wurde es Svendsens Musik in ihrer verhaltenen Schönheit voll gerecht. Konzertmeisterin Anna Petrova fügte sich mit ihrem Solo genau in den Stil der Aufführung.
Edward Elgars Enigma-Variationen sind prächtige Orchestermusik. Für das Garchinger Sinfonieorchester in der jetzigen Hochform sind sie musikalisch-technisch kein Rätsel (Enigma) mehr, und das dankbare Publikum konnte mit präzisen Erläuterungen in der Hand die 14 Variationen erstmals enträtseln. Jetzt wurde man erst gewahr, wie anschaulich Elgar komponiert hat, und wie plastisch die Garchinger so etwas darstellen können. Bewunderung!
Im zweiten Teil gestaltete der Münchner-Schweizer-taiwanesischer Starcellist Wen-Sinn Yang in engen Zusammenwirken mit dem Dirigenten Antonin Dvoráks Konzert für Violoncello und Orchester. Yangs Celloton, der in allen (Ton-)Lagen elegant bleibt, nie knurrt oder gar poltert, wurde schon oft beschrieben. Das Besondere dieser Aufführung von Dvoraks Cellokonzert war, wie gut das Orchester auf die Impulse von Wen-Sinn Yang und Wolfram Graul reagierte, man könnte sagen, wie es sich mitziehen ließ. Das wäre aber unfein und zudem unzutreffend ausgedrückt, denn von „Ziehen“ konnte man bei dem lebendigen spontanen Musizieren von Solist und Orchester keine Rede sein. Gemeinsame (und sehr schöne, und sehr schön gespielte) Zugabe war Dvoraks „Waldesruhe“ in der Fassung für Violoncello und Orchester.
Kritik im Münchner Merkur
Musikalisch erlebnisreicher Abend
Wolfram Graul und sein Ensemble reißen das Publikum mit
Kritik aus dem Münchner Merkur zum Sommerkonzert 2007
am 03. Juli 2007 in der Fakultät für Maschinenwesen der TU München
von Stephanie Mauder
Garching – Mit nordischen Klängen eröffnete das Garchinger Sinfonieorchester sein Sommerkonzert in der Magistrale der Fakultät für Maschinenbau der Technischen Universität: „Zorahayda“, op.11, eine musikalische Legende des norwegischen Komponisten Johan Severin Svendsen, war das erste der drei großen sinfonischen Werke , die den zahlreich erschienenen Zuhörern an diesem Abend präsentiert wurden.
Das Ergebnis der intensiven Probenzeit von Wolfram Graul und seinen Musikern war bemerkenswert und hörenswert. Angeleitet durch ihren Dirigenten machten die engagierten Instrumentalisten deutlich, dass sie selbst bei komplexen Passagen mit enormem technischen Schwierigkeitsgrad die Ausgestaltung der einzelnen Phrasen und Melodielinien nicht vernachlässigen und hierdurch ein homogenes Klangbild zu erzeugen imstande sind.
Letzteres zeigte sich unter anderem zu Beginn bei den gedämpften, sanft schwebenden Streicherklängen, mit denen in Svendsens musikalischer Legende die wehmütige Stimmung eines jungen Mädchens, der Hauptfigur der Geschichte, geschildert wird.
In den anschließend gespielten, 1899 in London uraufgeführten „Enigma-Variationen“, op. 36, portraitierte und karikierte Edward Elgar in 14 musikalischen Skizzen Personen aus seinem Freundeskreis. Abwechselnd stehen dabei unterschiedliche Instrumentengruppen im Vordergrund – für das Orchester eine Gelegenheit, die Fähigkeiten seiner Mitglieder nicht nur im Gesamtklang, sondern auch solistisch zu demonstrieren.
Höhepunkt des Abends war Antonin Dvoraks Violoncellokonzert in h-moll, op. 104, dessen Solopart Wen-Sinn Yang übernommen hatte. Bereits zum zweiten Mal war der unter anderem durch Auftritte bei zahlreichen Festivals international renommierte Cellist zu Gast bei Graul und seinen Musikern, denen die Freude darüber, mit einem solch herausragenden Solisten musizieren zu dürfen, anzumerken war. Dvoraks Cellokonzert stellte sie allerdings vor keine leichte Aufgabe, handelt es sich hierbei um eine Komposition, in der Orchester und Soloinstrument gemeinsam in einem komplexen symphonischen Prozess eingebunden werden, wobei immer wieder einzelne Orchesterstimmen mit dem Solisten in Dialog treten.
Nach einer stürmisch geforderten Zugabe – Dvoraks „Waldesruhe“ op. 68/5 für Violoncello und Orchester entließen Yang, Graul und sein Orchester ihr Publikum nach einem erfrischenden musikalisch erlebnisreichen Abend.
Winterkonzert 2007
Kritik in der Süddeutschen Zeitung
Streicherklänge in der Technischen Fakultät
Bericht aus der Süddeutschen Zeitung zum Winterkonzert 2007
am 06. Februar 2007 in der Fakultät für Maschinenwesen der TU München
von Roswitha Grosse
Zum ersten Mal spielt das Garchinger Sinfoniker in der Magistrale des Fachbereichs für Maschinenwesen Garching – Es war das erste Konzertereignis in der Magistrale der Fakultät für Maschinenwesen und das Garchinger Sinfonieorchester gestaltete diesen Abend fulminant. Mit Wolfgang Amadeus Mozarts „Sinfonia Concertante in Es-Dur“ für Violine, Viola und Orchester (KV 364) und Anton Bruckners „Sinfonie Nr. 4 in Es-Dur“ begeisterten die Musiker unter der Leitung von Wolfram Graul im voll besetzten Saal ihr Publikum. In seiner Salzburger Zeit hat Mozart die „Sinfonia Concertante“ komponiert. Mit dem dreisätzigen Werk schuf er eine grandiose Mischung aus Concerto Grosso, Solokonzert und Sinfonie. Schon im „Allegro maestoso“ des ersten Salzes beeindruckte das Orchester, das sich zum großen Teil aus Mitarbeitern und Studenten der Garchinger Forschungsinstitute zusammensetzt, mit feierlichen Tutti-Klängen und fein abgestimmten Klangnuancen voll sensibler Dynamik. Sinfonisches Klangvolumen war gepaart mit souveräner Leichtigkeit und dem Wechsel von heiterer Anmut und Melancholie. Im zweiten Satz, dem Andante, fasziniert das sanft schwebende Thema. Das Musizieren der beiden hochkarätigen Solisten David Schultheiß (Violine) und Mario Korunic (Viola) verschmolz hier mit dem Orchester zu bittersüßen Harmonien. Mit dem beseelten warmen Klang ihrer Instrumente verliehen sie dem Satz wehmütigen, aber auch dramatischen Ausdruck. David Schultheiß und Mario Korunic ergänzten sich auch beim Presto-Satz ideal mit dem von Wolfram Graul sensibel geführten Orchester. Und weil das Publikum in der Magistrale so begeistert von den beiden Solisten war, schenkten die zum Abschluss ihres Auftritts in Garching gleich noch als Zugabe den langsamen zweiten Satz aus Mozarts „Duo in B-Dur“. Bruckners vierte Sinfonie wird auch die „Romantische“ genannt. Bis das Werk 1881 in Wien uraufgeführt wurde, arbeitete der Komponist an mehreren Fassungen. Erst dann war er mit der Komposition zufrieden, für deren Interpretation er programmatische Erklärungen lieferte. Den ersten Salz („Bewegt, nicht zu schnell“) soll Anton Bruckner mit den Worten charakterisiert haben: „Mittelalterliche Stadt, Morgendämmerung, von den Stadttürmen ertönen Morgenweckrufe, die Tore öffnen sich, auf stolzen Rossen sprengen die Ritter hinaus ins Freie, der Zauber der Natur empfangt sie, Waldesrauschen, Vogelsang …“ In dem Hornsolo, das auf flirrende Streicherklänge gebettet ist, in der Gesangsmelodie und in dem einem morgendlichen Vogelruf ähnlichen Motiv der Geigen transportierte das Garchinger Sinfonieorchester Bruckners mächtigen musikalischen Ausdruck von Naturgefühl ideal. Auch in den seelenvollen Themen des Andante, in der Jagdidylle des Scherzo und vor allem im motivisch daran anschließenden, spannungsreichen Finale mit seinen reichen Klangbildern gelangte das heftig beklatschte Garchinger Orchester zur sinfonischen Höchstleistung.
Kritik im Münchner Merkur
Höchstmaß an Ausdrucksstärke
Garchinger Sinfonieorchester gibt Bruckner und Mozart
Kritik aus dem Münchner Merkur zum Winterkonzert 2007
am 06. Februar 2007 in der Fakultät für Maschinenwesen der TU München
von Stephanie Mauder
Garching – In neuer Umgebung hat das Garchinger Sinfonieorchester sein Winterkonzert präsentiert: Nach jahrelangen Auftritten im Garchinger Bürgerhaus luden die Musiker erstmals in die Eingangshalle der Fakultät für Maschinenwesen der Technischen Universität – eine Entscheidung, die bei den vielen Zuhörern positive Resonanz fand. Zu einem „Brückenschlag zwischen der Stadt Garching und den Instituten“, so der Dirigent Wolfram Graul, wollte das Orchester auf diese Weise beitragen, ermöglicht nicht zuletzt durch die Fertigstellung des U-Bahn-Anschlusses am Garchinger Campus. Dass sich die dortigen akustischen Bedingungen als sehr günstig für das ausgewählte Programm erwiesen, zeigte der Verlauf des Abends. Für das erste Werk hatte das Orchester zwei Instrumentalsolisten engagiert: In Mozarts „Sinfonia Concertante“ Es-Dur, KV 364, übernahm der vielfach preisgekrönte und kammermusikerfahrene Geiger David Schultheiß den Violinpart. Als sein Partner der in Zagreb geborene Bratschist Mario Korunic, derzeit u. a. als Stimmführer und Solist beim Münchner Kammerorchester zu erleben. Während David Schultheiß in der beIiebten Komposition Mozarts insgesamt mehr die RoIIe eines zielstrebig nach vorne drängenden und durch helle Klangfarbe hervorstechenden Virtuosen innehatte, blieb Mario Korunic ganz dem tieferen, wärmeren Ton seines Instruments verpflichtet, präsentierte beispielsweise Kantilenen besonders ausdrucksstark und nuanciert. Einfühlsam unterstützten die Orchestermusiker das dialogische Wechselspiel der beiden Solisten, traten dazwischen auch immer wieder mit eigenen Motiven in den Vordergrund und machten dabei deutlich, dass für ihr gemeinsames Spiel die Freude an der Musik stets an erster Stelle steht. Diese Freude an Klängen und das Vergnügen daran, sich auch komplexe Partituren nach und nach zu erschließen, waren wohl auch Anlass für Graul und seine Musiker, erstmals eine Bruckner-Sinfonie einzustudieren. Die 4. Sinfonie in Es-Dur, die „Romantische“, bot dem Orchester an diesem Abend Gelegenheit, sein Höchstmaß an Klangvolumen und Ausdrucksstärke aufzubieten und dabei die Fähigkeiten der einzelnen Instrumentalgruppen, insbesondere der oft solistisch hervortretenden Holz- und Blechbläser, zu demonstrieren. Begünstigt durch die räumlichen und akustischen Bedingungen in der Universität schienen die Zuhörer hier wie unmittelbar eingebunden in einen Prozess von lang gezogenen Steigerungs- und Spannungsbögen, einem gewaltigen Klangaufbau, wie er für die Architektonik der Brucknerschen Musik charakteristisch ist. Den lang anhaltenden Beifall, der dem gut einstündigen Werk folgte, hatten sich Orchester und Dirigent wahrlich verdient.