Sommerkonzert 2006

Kritik in der Süddeutschen Zeitung

Frühling in der Julihitze

Garchinger Sinfonieorchester liefert Glanzleistung

Kritik aus der Süddeutschen Zeitung zum Sommerkonzert 2006
am 12. Juli 2006 im Garchinger Bürgerhaus
von Adolf Karl Gottwald

Garching – 1841 hatte der 30-jährige, damals gerade ein halbes Jahr verheiratete Robert Schumann bereits im Januar einen heftigen Anfall von so genannten Frühlingsgefühlen. Er reagierte diesen „Frühlingsdrang“, der nach seinen eigenen Worten „den Menschen wohl bis in das höchste Alter hinreißt und in jedem Jahr von neuem überfäIlt“, (neben anderem) mit der Komposition seiner ersten Sinfonie ab. Sie trägt deshalb den Beinamen „Frühlingssinfonie“. Wolfram Graul und sein Garchinger Sinfonieorchester brachten nun den von Robert Schumann in Musik übersetzten „Frühlingsdrang“ vom Januar 1841 in einer sehr schwülen Sommernacht im Bürgerhaus Garching zur vollen Blüte. In den Proben muss er Schumanns Frühlingstriebe fleißig gegossen haben, sonst hätten sie die Schwüle kaum ohne hängende Köpfchen. Mit anderen, weniger poetischen Worten gesagt, dieser frühlingsfrischen Aufführung muss harte, ausdauernde Probenarbeit vorausgegangen sein. Das Garchinger Sinfonieorchester ist zur Zeit in bester Form und bewältigte Schumanns Sinfonie ohne Abstriche. Graul nahm die Tempi – Allegro molto vivace – Scherzo: Allegro vivace – Allegro animato – frisch, und das Orchester musizierte freudig. So kam der Frühlingsdrang zu nächtlicher Stunde inhaltlich-musikalisch überzeugend über die Rampe. Es war nämlich schon 22 Uhr, als das Sinfonieorchester begann, diesem Frühlingsdrang nachzugeben. Vorher hatte es die Suite „Mozartiana“ von Peter Tschaikowsky gespielt und Beethovens Klavierkonzert op. 19 begleitet. Die Suite „Mozartiana“ ist für ein großes, reich besetztes Orchester eine gute Möglichkeit, Mozart zu feiern. Tschaikowsky hat zwei späte Klavierstücke Mozarts (leider auch das bekannte „Ave verum“) und Mozarts Variationen über die Ariette „Unser dummer Pöbel meint“ aus dem Singspiel „Die Pilger von Mekka“ von Gluck romantisch instrumentiert. Die Umsetzung der Klaviervariationen für das Orchester fordert die Orchestersolisten heraus, den Soloklarinettisten, die Flöten und vor allem die Konzertmeisterin. Das Garchinger Sinfonieorchester konnte dabei zeigen, dass es nicht nur als Klangkörper im Ganzen einen guten Eindruck macht, sondern auch über Orchestersolisten verfügt, die sich wahrhaft hören lassen können. Für Beethovens frühes Klavierkonzert von 1795 hatte man die japanische Pianistin Ari Kani verpflichtet. Das war eine gute Wahl, denn Ari Kani stellte in ihrem leicht perlenden Spiel die Mozart-Nähe vor allem des ersten Satzes in diesem Konzerts heraus. Der Presse wurde mitgeteilt, die Pianistin habe „ein besonders goldenes Händchen für die Klavierwerke Beethovens“: der schwäbische Publizist Schubart hätte das als „geflügelte und wohlgesetzte Faust“ bezeichnet. Leider setzte Ari Kani auf ihre bemerkenswerte Beethoven-Interpretation Schumanns „Träumerei“ als nicht gerade gut gespielte Zugabe. Dagegen rundete die Zugabe des Orchesters, der Priestermarsch aus Mozarts „Zauberflöte“, das Programm schön ab.

Kritik im Münchner Merkur

Ein Hauch von Mozart

Garchinger Sinfonieorchester und japanische Solistin glänzen mit Sommerkonzert

Kritik aus dem Münchner Merkur zum Sommerkonzert 2006
am 12. Juli 2006 im Garchinger Bürgerhaus
von Stephanie Mauder

Garching – Mit Klängen von Tschaikowsky, Beethoven und Schumann lockte das Garchinger Sinfonieorchester am vergangenen Mittwoch zahlreiche Musikliebhaber ins Bürgerhaus Garching. Die Aufführungen dieses Orchesters unter Leitung von Wolfram Graul sind aus dem Kulturleben der Stadt längst nicht mehr wegzudenken. Wenngleich der Name Mozart im Programm nicht auftauchte, stand das diesjährige Sommerkonzert doch ganz im Zeichen des allerorts gefeierten Genies: Das Orchester huldigte ihm durch die Aufführung von Werken, die von seiner Musik inspiriert worden sind. Den Anfang machte dabei Peter Tschaikowskys Orchestersuite „Mozartiana“, der vier Klavierstücke Mozarts zu Grunde liegen. Bereits nach wenigen Takten zeigte sich, dass das Orchester es verstand, sowohl kontrapunktische und rhythmisch komplexe Strukturen, als auch elegisch melodiöse Phrasen mit der erforderlichen Leichtigkeit darzubieten. In den sorgfältig ausgestalteten Klang, den Wolfram Graul seinen Instrumentalisten hier entlockte, fügten sich mehrere solistische Partien ein. Souverän präsentierte die Konzertmeisterin Anna Petrova dabei ihren wohlgeformten, warmen Violinklang. An die Tradition der von Mozart etablierten Form klassischer Klavierkonzerte knüpfte Ludwig van Beethoven in seinem Klavierkonzert Nr. 2 an, das den zweiten Programmpunkt des Abends bildete. Die japanische Pianistin Ari Kani, die kürzlich in Tokio sämtliche Klaviersonaten Beethovens aufgeführt hat, gestaltete dabei einfühlsam den Solistenpart. Ihr nuanciertes und ausdrucksvolles Spiel wurde durch das Orchester sorgsam unterstützt, so dass sie sich in virtuosen wie kantablen Passagen gut aufgehoben fühlen konnte. Mit den zarten Klängen der „Träumerei“ aus Robert Schumanns „Kinderszenen“ bedankte sich die Solistin für den lang anhaltenden Applaus. In Schumanns „FrühlingsSinfonie“ ist es vor allem der lebensbejahende, vorwärts drängende Charakter, der an eine Verwandtschaft mit Mozarts Musik denken lässt. Unter der sicheren Führung von Wolfram Graul wurde das Orchester hier zu Höchstleistungen motiviert und spielte mit der ihm unverkennbar eigenen Lust und Freude an den Klängen. Musikalisch erfrischt wurden die Zuhörer in den lauen Sommerabend entlassen – nicht ohne eine Zugabe, in der mit dem „Marsch der Priester“ aus der „Zauberflöte“ zu guter Letzt doch noch Klänge Mozarts angestimmt worden waren.

Winterkonzert 2006

Kritik in der Süddeutschen Zeitung

Der Star und die Laienmusiker

Wie Cellist Wen-Sinn Yang die Garchinger Sinfoniker zu Bestform führt / Dank via E-Mail an den Dirigenten

Kritik aus der Süddeutschen Zeitung zum Winterkonzert 2006
am 31. Januar 2006 im Garchinger Bürgerhaus
von czg

Garching – Das Publikum ist begeistert, applaudiert, fordert Zugaben, es gibt Bravorufe. Jetzt ist der Moment gekommen, da sich bei den Musikern die Anspannung löst, die Körper und Geist während des Konzertes zu hoher Konzentration geführt hat. Ein Glücksgefühl stellt sich ein, die Monate harter Probenarbeit haben sich gelohnt für die Mitglieder des Garchinger Sinfonieorchesters. Ein ehrgeiziges Programm hatten sich Dirigent Wolfram Graul und seine Laienmusiker für ihr „Winterkonzert“ vorgenommen. Selbst bei Profimusikern gefürchtet ist da jene Stelle in Carl Maria von Webers „Freischütz“-Ouvertüre, Intonationsmängel der Hörmer könnten hier extrem auffallen. Nicht so an diesem Abend. „Es ist sehr gut gelaufen“, wird Wolfram Graul hinterher sagen. Auch Ruth Weimar, die „zweite Geige“, ist glücklich, als sie ihr Instrument einpackt. Der Abend sei bereichernd gewesen, vor allem auch wegen des Solisten. Der Star-Cellist Wen-Sinn Yang hat das Laienorchester zu Bestleistungen mitgerissen. Auch für Ruth Weimar gab es eine heikle Stelle im Programm, die während der ersten Probe mit dem Cellisten nicht immer so hingehauen hatte. Beim Konzert nun blickt Wen-Sinn Yang – für das Publikum unbemerkt – zur Geigerin hinüber, die den Part ohne Probleme meistert. Eine winzige Geste, ein anerkennendes Nicken. Brahms‘ Sinfonie Nr. 4, auch hier gelang den Bläsern und Streichern Erstaunliches. Es war Wen-Sinn Yang, der den Kontakt zum Garchinger Laienorchester gesucht hatte. Anderthalb Jahrzehnte war der Schweizer taiwanesischer Abstammung 1. Solocellist beim Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Daher seine Bekanntschaft mit Wolfram Graul, dem Cheftonmeister und Abteilungsleiter Musikproduktionen des BR. „Bei den Proben war Yang sehr kontaktfreudig, er hat uns zu keiner Zeit spüren lassen, dass wir ein Laienorchester sind“, erzählt Ruth Weimar. Die Zusammenarbeit mit Cello-Star Yang, wie mit all den anderen Profis, die zum Orchester stoßen, sei immer ein Ansporn. Musiker auf so unterschiedlichem Niveau zu einer Einheit zu führen, für Wolfram Graul liegt darin der Reiz seines Dirigats und die Besonderheit des Garchinger Sinfonieorchesters, das immer mehr Beachtung findet. Auf dem Erfolg des Winterkonzerts werden sich die Musiker nicht ausruhen. Am 15. Februar beginnen wieder die traditionellen Mittwochsproben für die nächste große Aufführung am 12. Juli. Als Solistin, verrät Graul, konnte man die japanische Pianistin Ari Kani verpflichten, die gerade mit den Tokyo City Philharmonikern konzertiert hat. Von Wen-Sinn Yang hat Graul mittlerweile ein E-Mail erhalten. Der Cellist bedankt sich für das Konzert, und er möchte wieder mit den Garchingern spielen.

Kritik im Münchner Merkur

Ein romantischer Abend

Garchinger Sinfonieorchester spannt breiten Bogen / Brillanter Solist Wen-Sinn Yang

Kritik aus dem Münchner Merkur zum Winterkonzert 2006
am 31. Januar 2006 im Garchinger Bürgerhaus
von Ursula Rasch

Garching – Das Garchinger Sinfonieorchester hatte sich für sein Konzert am vergangenen Dienstag große romantische Werke vorgenommen. So begann der Abend mit der Ouvertüre zu Carl Maria von Webers beliebter Oper „Der Freischütz“. Besonders prägnant darin das Jagdmotiv der in Terzen geführten Hörner, das diese klangvoll meisterten. Sowohl die beschwingten Tanzrhythmen als auch die dramatischen Höhepunkte wurden vom Orchester mitreißend dargeboten. Nach diesem so bekannten Werk wurde das Publikum mit Pfitzners selten gehörtem Konzert für Violoncello, a-Moll überrascht. Erst 1975 war es – fast 90 Jahre nach seiner Entstehung – uraufgeführt worden. Als Solist brillierte Wen-Sinn Yang, der seit kurzem als Professor an der Hochschule für Musik und Theater München unterrichtet. Den enormen technischen Schwierigkeiten dieses zweisätzigen Werkes – wie rasanten Läufen, verzwickten Doppelgriffen, extremen Lagen und einer virtuosen Kadenz – wurde er ebenso gerecht wie den großen Kantilenen, in denen er sein Instrument mit wunderbar warmem Ton zum Singen und Klingen brachte. Das Orchester stellte sich dabei ganz in den Dienst seines Solisten. Wie mit einem Klangteppich untermalte es sein Pianospiel. Bemerkenswert auch, mit welch langem Atem Wolfram Graul Steigerungen anlegte: Hielt er das Orchester im Piano noch besonnen zurück, so ermunterte er seine Musiker nach und nach zu einem Aufblühen, das in einen großen romantischen Orchester-Klang mündete. Nach diesem eher ruhigen, sehnsuchtsvollen Werk entfachte Wen-Sinn Yang mit der Zugabe „Niobe di Pacini“ von Alfredo Piatti für sein begeistertes Publikum ein wahres Feuerwerk an Virtuosität. In der vierten Sinfonie von Johannes Brahms, konnten sowohl Streicher als auch Bläser einmal mehr unter Beweis stellen, zu welch dynamischen Abstufungen sie unter der profunden Leitung von Wolfram Graul in der Lage sind. Auch rhythmisch überzeugten sie sowohl mit schwingender, tänzerischer Leichtigkeit als auch mit Prägnanz und Präsenz. Ein „Ungarischer Tanz“ von Brahms beendete als schwungvolle Zugabe diesen so gelungenen Abend.