Sommerkonzert 2004

Kritik in der Süddeutschen Zeitung

Größe ohne Wahn bei Beethovens Siebter

Garchinger Sinfonieorchester spielt zur Feier der Bürgerwoche

Kritik aus der Süddeutschen Zeitung zum Sommerkonzert 2004
am 08. Juli 2004 im Garchinger Bürgerhaus
von Adolf Karl Gottwald

Den Laienmusikern unter der Leitung von Wolfram Graul gelingt eine überwältigende Aufführung Garching – Was hilft Verzückung, wenn sie subjektive Angelegenheit des Schreibers bleibt und nicht zu Erkenntnis führt? Das Problem stellt sich bei der Beschreibung des Konzerts, das vom Garchinger Sinfonieorchester als Beitrag zur Garchinger Bürgerwoche gegeben wurde. Das Programm gipfelte in einer Aufführung von Beethovens 7. Sinfonie. Das Garchinger Sinfonieorchester, ein Laienorchester also, und Beethovens Siebte? Größenwahn? Das Ergebnis war Größe ohne Wahn. Wolfram Graul, der dieses Orchester seit geraumer Zeit und (jetzt wieder) mit glücklicher, aber auch straffer Hand leitet, ist offenbar ein hervorragender Orchester-Erzieher, der aus den mit sichtbarer Freude Musizierenden Fähigkeiten herausholte, mit denen sie wohl selbst nicht gerechnet haben, und der genau weiß, wie weit er gehen kann und darf, nämlich sehr weit – bis zu Beethovens Siebter. Wenn man nun sagen könnte, das Garchinger Sinfonieorchester habe diese enorm schwierige Sinfonie „ganz gut hingekriegt“, so wäre das für ein Laienorchester ein großer Achtungserfolg. Man kann aber sagen, dass die Beethoven-Sinfonie in einer überwältigenden, hinreißend temperamentvollen Aufführung erklang. Dem Orchester wurde nichts geschenkt, da gab es kein Zugeständnis etwa in der Wahl der Tempi oder der Intensität der musikalischen Gestaltung. Beethovens Siebte wurde Zeugnis „jubelndsten Bejahens zu allem, was Leben und Kraft heißt“. So sehen wir das mit dem Münchner Beethoven-Biographen Walter Riezler, der auch die Einschränkung formulierte: „Freilich hängt für den Eindruck alles davon ab, ob auch der Dirigent die gleiche Kraft der Bändigung besitzt und ob er das Ganze im Auge behält.“ Wolfram Graul hat die Kraft und der Sieg war ihm sicher. Der heroische Charakter dieser Sinfonie op. 92, die zusammen mit Beethovens Tongemälde „Wellingtons Sieg in der Schlacht von Vittoria“ op. 91 im Dezember 1813 erstaufgeführt wurde, war in Grauls Aufführung unverkennbar. Vorher trat der ungarische Startrompeter Gábor Tarkövi auf, der demnächst Solotrompeter der Berliner Philharmoniker sein wird. Das sagt wohl alles über seine außerordentliche Qualität. Mit dem Garchinger Sinfonieorchester spielte er das Trompetenkonzert von Johann Nepomuk Hummel. Es war eine klassische, also rundum vollendete Aufführung eines klassischen Konzerts. War das Ganze wirklich der Abend eines Laienorchesters einer Münchner „Vorstadt“? Der Abend begann mit der fürs Orchester heiklen Orchestersuite „Gli Uccelli“ (Die Vögel) von Ottorino Respighi. Es war entzückend, aus dem Orchester die Taube, die Henne, die Nachtigall und den Kuckuck zu hören, wobei sich die Holzbläser des Garchinger Sinfonieorchesters besonders auszeichneten. Die Entzückung führte – spätestens bei Beethoven – zur Verzückung.

Kritik im Münchner Merkur

Orchestrales Vogelzwitschern

Sinfonieorchester überzeugt

Kritik aus dem Münchner Merkur zum Sommerkonzert 2004
am 08. Juli 2004 im Garchinger Bürgerhaus
von Ursula Rasch

Garching – Der Jahreszeit entsprechend eröffnete das Garchinger Sinfonieorchester sein Sommerkonzert mit fröhlichem Vogelgezwitscher in Respighis „Gli Uccelli“ (Die Vögel). Die festliche Stimmung ließ den vorausgegangenen Hagelschauer sogleich vergessen. Schwelgend gestaltete die Oboe die schönen Kantilenen der „Taube“, während die Streicher munter zwitscherten und gurrten. Einen höchst plastischen Effekt erzielte das Gackern der „Henne“, das durch alle Stimmen wanderte. Nach der schwärmerischen „Nachtigall“ und zahlreichen Kuckuck-Rufen beschloss das hymnische Anfangsthema die Suite. Bei Hummels Trompetenkonzert in Es-Dur stand Gábor Tarkövi, Solo-Trompeter beim Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks, im Mittelpunkt. Bereits im ersten Satz bestach er durch schöne Linienführung und Virtuose Koloraturen. Nach dem Andante, das er mit weichem, rundem Ton gestaltete, schloss sich ein virtuoses Rondo allegro an. Hier konnte er noch einmal glänzen, begleitet von einem Orchester, das in diesem Konzert bewies, wie gut es mit einem Solisten korrespondieren kann. So nahm es sich in den begleitenden Partien vorbildlich zurück und ließ dem Trompeter Raum zum Strahlen, während es in den Tutti-Teilen einen großen, dramatischen Orchesterklang entwickelte. Nach der Pause folgte Beethovens 7. Sinfonie, in der besonders deutlich wurde, wie sehr Wolfram Graul sein Orchester zu motivieren und mitzureißen versteht. So gelang der Anfang mit der nötigen Leichtigkeit, während sich die folgenden Steigerungen kraftvoll aufbauten. Geriet der 2. Satz, Allegretto, in der Begeisterung vielleicht ein wenig schnell, so überzeugten die beiden letzten Sätze umso mehr durch ihren tänzerischen Charme und ihre exakten Konturen. Begeisterter Applaus belohnte das Orchester.

Winterkonzert 2004

Kritik in der Süddeutschen Zeitung

Himmel auf Erden

Kantorei und Sinfonieorchester zelebrieren Schlönklang

Kritik aus der Süddeutschen Zeitung zum Winterkonzert 2004
am 28. Februar 2004 im Garchinger Bürgerhaus
von Adolf Karl Gottwald

Garching – Wie es „drüben“ in der Ewigkeit aussieht, weiß niemand. Kirchliche Kreise behaupten, im Himmel sei es unbeschreiblich schön und die Qualen der Hölle seien ebenso unbeschreiblich grässlich. Der witzige Volksmund bezweifelt das und sagt, im Himmel sei es schrecklich langweilig: ewiges Halleluja und Kirchenmusik und als Verpflegung nur limonadenartiges Manna. In der Hölle dagegen sei es „zünftig“: fidele Musik, Tanz, Kartenspiel, üppiges Buffet, Champagner, Weiber. Männer sowieso. Theologische Fragen dieser Art haben uns hier nicht zu beschäftigen, aber der französische Komponist Gabriel Faure malte in seinem Requiem op. 48 ein ziemlich süßliches, limonadenartiges Jenseits und in einer Aufführung der Kantorei der Laudate-Kirche Garching und des Garchinger Sinfonieorchesters unter der Leitung von Torsten Schreier hatte man diesen Himmel auf Erden. Die Kantorei sang und das Orchester spielte überaus schön und glatt. Höhepunkt war ein von Masako Gado makellos gesungenes Sopransolo zu äußerst süßlicher Begleitung einer elektronischen Orgel. Nur Bariton Timo Zimmer brachte etwas herzhaftere Töne in diese Schönklang-Ewigkeit. Man stelle sich vor, die himmlische Kantorei habe nur das Faure-Requiem drauf und singe eine Ewigkeit lang ohne einen Ton Händel, Haydn, Mozart, Beethoven, Schubert oder auch Gerhswin, Duke Ellington und Glenn Miller (dessen 100. Geburtstag heute am 1. März gefeiert wird). Es wäre die Hölle – oder aber der Himmel. Das Garchinger Sinfonieorchester hat noch viele andere Töne, zum Beispiel solche von Bach und Schubert. Das Konzert begann mit der Bach-Kantate „Ich habe genug“ nicht ganz überzeugend. Dirigent Torsten Schreier nahm die titelgebende Arie zu beiläufig, so dass vom Orchester eher undeutliches Gemurmel kam. Andrea Kempff stand so sehr im Hintergrund, dass sie ihr ausdrucksvolles Oboensolo nicht voll zur Geltung bringen konnte. Bei der Arie „Schlummert ein, ihr matten Augen“ tat das Orchester mit samtweichem Streicherklang alles, um den Schlummer zu versüßen. Erst zuletzt, bei der Arie „Ich freue mich auf meinen Tod“ kam Leben in die Aufführung. Tim Zimmer aber sang diese Soloarie durchgehend mit sehr gut geführter Stimme wohlakzentuiert. Im Anschluss daran gelang dem Garchinger Sinfonieorchester eine bemerkenswerte, sehr schöne Aufführung der als „Die Unvollendete“ bekannten Sinfonie h-Moll von Franz Schubert. Jetzt war Schreier voll bei der Sache, dirigierte deutlich und setzte Akzente, ohne aber die Kontraste krass ausspielen zu lassen. Als Strawinsky einmal gefragt wurde, ob ihn die Längen in der Musik Schuberts nicht einschläferten, soll er geantwortet haben: „Was tut’s, da ich mich beim Erwachen im Paradies wähne?“ Das Publikum bedankte sich für die Bach-Kantate, das Schubert-Paradies und die Faure-Ewigkeit mit reichem Beifall.

Kritik im Münchner Merkur

Garchinger Sinfonieorchester verzeichnet Besucherrekord

Kritik aus dem Münchner Merkur zum Winterkonzert 2004
am 28. Februar 2004 im Garchinger Bürgerhaus

Garching (lia) – Mit 470 Zuschauern hat das jüngste Konzert des Garchinger Sinfonieorchesters einen „absoluten Besucherzahlrekord“ erzielt, sagt Wolfgang Windisch, Kulturreferent der Stadt Garching. Wolfram Graul hatte die Stücke von Bach, Schubert und Fauré mit dem Orchester einstudiert. Beim Konzert musste er allerdings im Publikum Platz nehmen: Vor wenigen Wochen hatte sich der Dirigent die Hand gebrochen. So sprangen Torsten Schreier, unter anderem Tonmeister beim Bayerischen Rundfunk, und Marcus Sterk, Musikchef der Kantorei der Laudatekirche Garching, für den verletzten Graul ein und wechselten sich beim Dirigieren ab. Gespielt wurden Schuberts Sinfonie Nummer 7 „Die Unvollendete“ und „Ich habe genug“, die Kantate Nummer 82 von Johann Sebastian Bach. Auch das Requiem von Gabriel Fauré stand auf dem Programm. Als Solisten glänzten Masako Gado (Sopran), Timo Zimmer (Bariton) sowie Andrea Kempff (Solo-Oboe).