Sommerkonzert 2001
Kritik in der Süddeutschen Zeitung
Rauschende Streicher
Garchinger Sinfonieorchester spielt „Himmelsmusik“
Kritik aus der Süddeutschen Zeitung zum Sommerkonzert 2001
am 12. Juli 2001 im Garchinger Bürgerhaus
von Adolf Karl Gottwald
Garching – „Sie werden nächstens die Musik zu Egmont … erhalten, diesen herrlichen Egmont, den ich, indem ich ihn ebenso warm als ich ihn gelesen, wieder durch Sie gedacht, gefühlt und in Musik gegeben habe -“ schrieb am 12. April 1811 „Euer Exzellenz großer Verehrer Ludwig van Beethoven“ an Goethe. E.T.A. Hoffmanns Rezension von Beethovens Egmont-Musik geriet zur Hymne und Goethes „Suleika“ (Marianne von Willemer) schrieb darüber an den Olympier: „… die ist himmlisch! – Er hat Sie ganz verstanden, ja man darf fast sagen: derselbe Geist, der Ihre Worte beseelt, belebt seine Töne.“ Das glanzvollste Stück dieser „himmlischen“ Musik bekam jetzt das Publikum des Garchinger Sinfonieorchesters zu hören, zu genießen und schließlich zu bejubeln. Den triumphalen Schluss dieser Ouvertüre mit schmetterndem Blech, rauschenden Streichern und der Piccoloflöte über allem wiederholte das Orchester angesichts des heftigen und nicht enden wollenden Beifalls, wie ja auch diese Triumphmusik am Schluss des Dramas noch einmal gespielt wird. Damit war auch das großartige Konzert als Ganzes beendet, denn Beethovens Egmont-Ouvertüre wurde als letztes, in seinem Glanz nicht überbietbares Stück gegeben. Am Anfang stand eine andere Ouvertüre: Das Garchinger Sinfonieorchester spielte die D-Dur-Suite aus Händels „Wassermusik“. Das war in seiner Art nicht zu überbietender barocker Glanz und somit ein gutes Pendant zu Beethovens „Egmont“-Ouvertüre. Strahlende, aber keineswegs geschmacklos auftrumpfende Trompeten und gepflegte Streicher bestimmten das Klangbild dieser in ansprechenden Tempi – weder zu ausladend, noch modernistisch überzogen – vorgetragenen Festmusik. Eine großartige Programm-Idee war es, den von festlichem Glanz bestimmten Abend – das Orchester spielte auch noch Mozarts bezaubernde A-Dur-Sinfonie KV 201 mit erstaunlicher Frische und Intonationssicherheit – nicht noch mit einem Instrumentalkonzert glanzvoller Virtuosität zu überfrachten. Statt dessen spielte der junge Cellist (und Tonmeister) Bernhard Albrecht drei höchst selten in einem Konzertabend anzutreffende gesangliche Stücke für Violoncello und Orchester, nämlich „Kol Nidrei“ von Max Bruch sowie „Chant du Menestrel“ und „Serenade espagnole“ von Alexander Glasunow. Das sind Stücke für Cellisten, die auf ihrem Instrument singen, gemäß dem Rat des großen Geigers Tartini: „Singen! Erst mit der Kehle, dann auf dem Instrument: singen!“ Bernhard Albrecht hat auf seinem Cello den eleganten, singenden Ton und war somit idealer Interpret. Wolfram Graul, den musikalischen Leiter des Garchinger Sinfonieorchesters aber muss man für seine Leistung als Orchestererzieher und Dirigent bewundern. Welch leistungsfähiges Ensemble hat er doch aus diesem Laienorchester gemacht und wie sicher führte er es an diesem Abend durch ein schwieriges Programm zu strahlendem Erfolg!
Kritik im Münchner Merkur
Überraschend professionell
Sinfonieorchester feiert Erfolg
Kritik aus dem Münchner Merkur zum Sommerkonzert 2001
am 12. Juli 2001 im Garchinger Bürgerhaus
von Jeanette Pichler
Garching – Der Zuhörer im Bürgerhaus Garching kann es kaum glauben. Das Garchinger Sinfonieorchester, das zur Bürgerwoche so virtuos aufspielt, besteht zum großen Teil aus ehrenamtlichen Musikern, die nur in ihrer Freizeit einmal pro Woche zusammenkommen. Geprobt wurde in den vergangenen Wochen wieder für ein anspruchsvolles Programm. Am Anfang stand ein Werk von Georg Friedrich Händel’s „Wassermusik“ Suite II in D-Dur, (HWV 349). Anschließend Max Bruch’s „Kol Nidrei“ für Violincello und Orchester op. 47. Es folgte ein wahrhaft meisterliches Cellospiel, wohl aufeinander abgestimmt, voll feiner Bewegung aber auch erfüllt von profunden Tönen. Der Solist: Bernhard Albrecht. 1964 in München geboren, studierte er an der Musikhochschule und schloss sein Studium als Diplomtonmeister ab. Seit über zehn Jahren arbeitet er als musikalischer Aufnahmeleiter beim Bayerischen Rundfunk. Von sensibel bis bombastisch war alles vorhanden. Das Stück von Alexander Glasunow für Violoncello und Orchester brachte großen Beifall, ebenso wie die Serenade espagnole op. 20 Nummer 2. Nach der Pause durfte sich das Publikum auf Mozart freuen. Es erklang die Sinfonie Nummer 29 A-Dur KV 201. Akustik und Klangbalance waren perfekt. Den Schluss des Konzerts bildete die Ouvertüre zu Goethes Trauerspiel „Egmont“ op. 84 und eine Zugabe war gewiss. Dieses Orchester besticht durch Professionalität, die es sich mit Disziplin und Fleiß erarbeitet hat. Eine ganz wesentliche Rolle dabei spielt der Dirigent Wolfram Graul, der seit fünf Jahren mit seiner hohen Musikalität wertvolle Arbeit leistet. Er motiviert seine Musiker mit großem Einfühlungsvermögen und sachlicher Kompetenz und ist ein wertvoller Beitrag zum Garchinger Kulturleben. Das nächste öffentliche Konzert findet am 26. Januar 2002 statt. Auf dem Programm werden voraussichtlich Werke von Mozart und Sibelius stehen.
Winterkonzert 2001
Kritik in der Süddeutschen Zeitung
Sinfonieorchester auf Höhenflug
Orchesterfassung des Lieds „Reflêts“ von Lili Boulanger uraufgeführt
Kritik aus der Süddeutschen Zeitung zum Winterkonzert 2001
am 23. Januar 2001 im Garchinger Bürgerhaus
von Adolf Karl Gottwald
Garching – Die Konzerte des Garchinger Sinfonieorchesters werden immer besser und auch interessanter. War man früher bemüht, bekannte Sinfonien und Instrumentalkonzerte über die Runden zu bringen, so wagt man sich jetzt – und zwar mit Erfolg – an große Werke und staffiert die Programme sogar mit Exquisitem aus. Das Programm des Garchinger Winterkonzerts hätte jedem der großen Münchner Sinfonieorchester gut zu Gesicht gestanden. Es begann mit der zweiten Arlesienne-Suite von George Bizet, hatte als exquisite Überraschung Orchesterlieder von Lili Boulanger und als großes sinfonisches Hauptwerk Tschaikowskys Fünfte. Das ist ein Programm, mit dem berühmte Orchester auf Reisen gehen können, denn in der Arlesienne-Suite hat das Orchester reizende Klangwirkungen zu erzielen, in den französischen Liedern der Jahrhundertwende sind noch feinere Differenzierungen gefordert, und eine große Tschaikowsky-Sinfonie ist für jedes Orchester ein Paradestück, bei der alle Gruppen und Solisten des Orchesters ihre Qualität zeigen können. Das Garchinger Sinfonieorchester spielte die um das Carillon der ersten Suite vermehrte zweite Arlesienne-Suite von Bizet so locker und farbig, wie man sie von zahlreichen Rundfunkaufnahmen kennt. Im Konzertsaal ist sie nur selten zu hören. Besonders eindrucksvoll war das Menuett, ein Dialog für Flöte und Harfe, in den sich später ein Horn (in Garching selbstbewusst) und sogar ein Saxophon (in Garching eher schüchtern) einmischen. Die Tschaikowsky-Sinfonie brachte das Orchester nicht nur gut über die Runden, sondern konnte sie recht überzeugend gestalten. Glanz ist bei dieser Sinfonie freilich der Philharmonie vorbehalten. Die erstaunlichste Leistung erbrachte das Orchester bei der Begleitung der vier von der jungen Sopranistin Franziska Schernstein mit feiner Stimme gesungenen Liedern aus dem Liederzyklus „Clairières dans le ciel“ von Lili Boulanger. Jacques Chailley sah in diesem Zyklus „eine Welt intimer Gedanken und intensiver Ausdrucksgestaltung, deren betonte Gefühlshaftigkeit Schumanns ‚Frauenliebe- und Leben‘ verwandt ist“. Das Garchinger Sinfonieorchester lieferte zu der künstlerischen Spiegelung einer höheren Gefühlswelt die raffinierten Farben des musikalischen Spätimpressionismus in geradezu professioneller Manier. Das Tüpfelchen aufs absolut bewundernswerte I war die Uraufführung (!) der Orchesterfassung des Liedes „Reflêts“ von Lili Boulanger. Was dem Orchester dabei zugemutet wurde, kann man aus dem Titel (Lichtspiegelungen) ableiten. Das Garchinger Sinfonieorchester hat mit seinem Dirigenten Wolfram Graul, der ihm in kurzer Zeit einen derartigen Höhenflug ermöglicht hat, wahrhaft einen guten Griff getan.
Kritik im Münchner Merkur
Anspruchsvolles Repertoire
Kritik aus dem Münchner Merkur zum Winterkonzert 2001
am 23. Januar 2001 im Garchinger Bürgerhaus
Garching (mf) – Ein schönes Konzert bot das Garchinger Sinfonieorchester am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik unter der Leitung von Wolfram Graul. Im vollen Saal des Garchinger Bürgerhauses präsentierten sie ein anspruchsvolles Repertoire, das mit Leidenschaft und Intensität dargeboten wurde. Dass die Musiker aufgeregt waren, war nur anfangs zu hören. Da hatten sich bei George Bizets „Suite l’Arlésienne Nr. 2“ noch ein paar Unsicherheiten bei den Flöten eingeschlichen. Die waren aber wie weggeblasen, als Flöte und Harfe ein bezauberndes Duett boten. Große Intensität und viel Gefühl legten alle Musiker aber auch bei der „Suite Arlésienne Nr. 1“ (Carillon) von Bizet (1836 – 1875) zu Tage. Ihr Können bewies das Garchinger Sinfonieorchester auch bei der Symphonie Nr. 5 e-Moll (opus 64) von Peter Tschaikowskij (1840 – 1893). Dem einführenden Andante folgten der Satz Andante cantabile mit hoffnungsvollem Ausdruck in der Musik und ein heiterer Walzer. Die größte Kraft verlieh Tschaikowskij dem imposanten Finale. Höhepunkt des Konzerts aber war der Auftritt der Sopranistin Franziska Schernstein. Mit starker, theatralischer Stimme sang sie Stücke aus Lili Boulangers (1893 – 1918) „Clairières dans le Ciel“ und beeindruckte sowohl in den dunklen schwermütigen Momenten als auch in den emotional aufgewühlten Passagen. Uraufgeführt wurde dabei Boulangers Lied „Reflêts“. Die Sopranistin Franziska Schernstein (25) fand in Paris eine handgeschriebene Partitur des Liedes für Sopran und Klavier. Das Garchinger Sinfonieorchester arrangierte das Werk zur Orchesterfassung um und begleitete Schernstein harmonisch. Schernstein wurde 1975 in Bamberg geboren und studierte Gesang an der Musikhochschule Würzburg. 1997 besuchte sie eine französische Akademie, wurde Stipendiatin des Richard-Wagner-Verbandes Würzburg und trat erstmals bei den Bamberger Symphonikern auf. Ein Jahr später konzertierte sie in Prag mit Mozarts „Krönungsmesse“.