Sommerkonzert 2005

Kritik in der Süddeutschen Zeitung

Jubiläumskonzert des Garchinger Sinfonieorchesters

Wenn Physiker Grenzen überschreiten

Kritik aus der Süddeutschen Zeitung zum Sommerkonzert 2005
am 07. Juli 2005 im Garchinger Bürgerhaus
von Adolf Karl Gottwald

Die Musiker des Max Planck Instituts überzeugen bravourös mit einem mehr als kühnen Repertoire Garching – Was wäre das Max Planck Institut in Garching, wenn man dort nicht immer wieder bis an die Grenze des Möglichen, ja darüber hinaus bis an die Grenze des noch Denkbaren, wenn auch längst nicht mehr Vorstellbaren ginge? Es wäre jedenfalls kein Institut von Weltgeltung. Man kann sich darüber wundern, dass Physiker, also Naturwissenschaftler, so gut musizieren, dass sie ein Orchester bilden können und dass dieses Orchester als „Garchinger Sinfonieorchester“ jetzt sein 20-jähriges Bestehen feiern kann. Aber man darf sich nicht darüber wundern, dass passionierte Wissenschaftler auch als leidenschaftliche Musiker immer wieder bis an die Grenze ihrer Möglichkeiten gehen. Wenn es „die Sache“ verlangt, dass etwas gemacht wird, was jenseits dieser Grenzen liegt, dann müssen sie halt erweitert werden. (Fast) ganz einfach! Die Aufführung des Violinkonzerts von Jean Sibelius war so ein Grenzfall. „Vor zehn Jahren hätte man den Sibelius gar nicht vorschlagen können“, sagte Carolin Anne Widmann, die Solistin dieses Konzerts. Aber auch jetzt war dieses Vorhaben noch kühn. Die Aufführung ging überraschend – dieses Wort darf man angesichts des problematischen Verhältnisses zwischen einem enorm schwierigen Werk und einem Laienorchester gebrauchen – gut. Dirigent Wolfram Graul, der das Programm des Jubiläumsabends in vier Monaten mit seinem Orchester aufgebaut hat, ist offenbar ein exzellenter „Probierer“ und gibt dem Orchester das nötige Maß an Selbstvertrauen und bei der Aufführung die Sicherheit und Begeisterung, die selbst die für Laien eigentlich unspielbaren Stellen gelingen lässt. Carolin Anne Widmann hat sich seit ihren letzten Auftritten in Garching und Unterhaching zu einer Geigerin von Format entwickelt, sodass sie sich sogar an das Sibelius Konzert, das selten und nur von Elitegeigern öffentlich aufgeführt wird, wagen kann. Ihre Bogen- und Grifftechnik ist bei diesem mit schwierigsten Oktavengängen gespickten Solopart bewundernswert. Bei den Proben markierte Anna Petrova den Solopart und durfte deshalb zusammen mit Carolin Anne Widmann die Zugabe spielen, den zweiten Satz aus dem Doppelkonzert von Johann Sebastian Bach. Alle Achtung! Bei der Aufführung der Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ von Antonin Dvorák spielte Anna Petrova und sogar Carolin Anne Widmann bei den zweiten Geigen mit. Von einem solchen Höchstmaß an Solidarität und Gemeinschaftsgeist ist offenbar das ganze Orchester beseelt. So gelang eine wahrhaft jubiläumswürdige Aufführung. Diese Sinfonie hörte man jetzt zum zweiten Mal im Bürgerhaus Garching. Beim ersten Mal war die Aufführung von einem Berufsorchester gespielt, professionell perfekt, jetzt war sie mitreißend und begeisternd. Und das ist mehr. Clou des Abends war aber die letzte Zugabe, der vom Garchinger Sinfonieorchester hinreißend gespielte und gesungene (!) „Egyptische Marsch“ von Johann Strauß.

Kritik im Münchner Merkur

Fester kultureller Bestandteil

Gelungenes Jubiläumskonzert des Garchinger Sinfonieorchesters

Kritik aus dem Münchner Merkur zum Sommerkonzert 2005
am 07. Juli 2005 im Garchinger Bürgerhaus
von Ursula Rasch

Garching – Das Jubiläumskonzert zum zwanzigjährigen Bestehen des Garchinger Sinfonieorchesters am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik wurde für Publikum wie Mitwirkende zu einem ganz besonderen Erlebnis. Wieder einmal bewährte sich „die gelungene Verbindung aus langjähriger Tradition und jugendlicher Frische“, zu der Bürgermeister Mandfred Solbrig das Orchester beglückwünschte. Auch Vorsitzender Klaus Eckstein hob in seiner Begrüßung hervor, wie sehr das Sinfonieorchester mittlerweile zum festen Bestandteil des Garchinger Kulturlebens geworden ist. für den ersten Teil des Abends hatte sich das Orchester das hochvirtuose Violinkonzert d-moll, op. 47 von Jean Sibelius vorgenommen. Über dem zarten Klangteppich des Orchesters konnte Geigerin Carolin Anne Widmann die sehnsüchtige Melodie des Soloparts entfalten. In fremdländisch anmutender Chromatik und hochdramatischen Steigerungen entwickelten Solistin und Orchester eine Leidenschaft, die beim Zuhörer ein regelrechtes Fernweh auslöste. Im zweiten Satz zeigte sich in beeindruckender Weise, wie gut Orchester und Solistin harmonierten, wie sie sowohl ein zartes Pianissimo als auch einen großen, romantischen Klang gemeinsam gestalten konnten. Die Steigerung im Schlusssatz legte Dirigent Wolfram Graul so klug an, dass das Finale zu einem wahren Feuerwerk wurde. Als Zugabe zelebrierte Widmann zusammen mit Anna Petrova den langsamen Satz aus Bachs Doppelkonzert d-Moll. Das Orchester begeisterte hier mit webenden Melodien und hingetupften Klängen. Nach der Pause dann das Hauptwerk des Abends: Dvoráks Sinfonie Nr. 9, „Aus der Neuen Welt“. Von Anfang an gelang es Graul mit seinem Orchester, den volkstümlichen Charme sowie die symphonische Größe des Werkes herauszuarbeiten. Durch eine sensible dynamische Gestaltung erreichten die Musiker feine Nuancen und Kontraste; Spielfreude und ansteckende Begeisterung schenkten dem Werk die nötige Vitalität. Der zweite Satz mit wunderschön aufblühenden Klangfarben spiegelte eine zauberhaft verträumte Stimmung wider. Im dritten Satz dominierten dann tänzerischer Schwung und rhythmische Präzision, wobei Stimmungswechsel höchst überzeugend umgesetzt wurden. Im Finale konnte sich das Orchester nochmals steigern. Schließlich mündete das Auf- und Abwogen in einem großen sinfonischen Schluss. Stürmischer Beifall bedeutete Dank für Orchester und Dirigent – nicht nur für diesen äußerst gelungenen Abend, sondern auch für die letzten zwanzig Jahre.

Winterkonzert 2005

Kritik in der Süddeutschen Zeitung

Mozart mit steifleinener Würde gespielt

Wolfram Graul dirigiert eine hervorragende Aufführung mit der virtuosen Pianistin Yasuko Matsuda

Kritik aus der Süddeutschen Zeitung zum Winterkonzert 2005
am 02. Februar 2005 im Garchinger Bürgerhaus
von Adolf Karl Gottwald

Garching – Manchmal verläuft ein Konzert ganz anders, als es zu erwarten gewesen wäre. Und das ohne jede Programmänderung. Das Garchinger Sinfonieorchester begann sein traditionelles Winterkonzert mit Robert Schumanns Manfred-Ouvertüre und beendete es mit der Reformationssinfonie von Mendelssohn-Bartholdy. Schumann war von seiner Musik zu Lord Byrons „Manfred“ sehr angetan und schrieb: „Noch nie habe ich mich mit der Liebe und dem Aufwand an Kraft einer Komposition hingegeben als der zu ´Manfred´“ und Franz Liszt legte er „vor allem die Ouvertüre ans Herz, ich halte sie für eines meiner kräftigsten Kinder“. Mendelssohn hielt von seiner Reformationssinfonie nicht viel. Ja, er wolle „eine so jugendliche Jugendarbeit nicht aus dem Gefängnis eines Notenschranks entwischen lassen.“ Die Aufführung der Ouvertüre und der Sinfonie durch das Garchinger Sinfonieorchester unter der Leitung von Wolfram Graul ließ vermuten, dass Schumann wieder sich selbst überschätzt hat und Mendelssohn von seiner Jugendarbeit wohl etwas zu bescheiden dachte oder sprach. Das Orchester hat sich beiden Werken wohl mit dem gleichen Probenfleiß und Engagement hingegeben, so dass das Ergebnis in beiden Fällen etwa gleich war. Wolfram Graul ist der richtige Dirigent für ein Laienorchester wie das Garchinger Sinfonieorchester, in welchem Profis versteckt sind wie der hervorragende Geiger Michael Friedrich vom Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks, der diesmal nicht als Konzertmeister fungierte sondern „von hinten anschob“. Graul dirigiert schnörkellos geradlinig, und jeder Spieler weiß, was von ihm verlangt wird. So gelang eine sehr respektvolle Aufführung von Schumanns Manfred-Ouvertüre, und bei der Reformationssinfonie gelang sogar etwas Besonderes. Graul nahm diese Sinfonie recht frisch, ließ das Menuett fröhlich aufblühen und badete nicht in dem in kunstvoller Kontrapunktik eingehüllten Choral „Eine feste Burg ist unser Gott“. So geriet die Aufführung dieser Sinfonie, die recht langatmig sein kann, zum Höhepunkt des Konzerts. Eigentlich hätte Mozarts Klavierkonzert C-Dur KV 503 der Höhepunkt sein müssen, denn dieses Werk überragt Schumanns Ouvertüre und Mendelssohns Sinfonie kompositorisch bei weitem. Aber Mozarts Konzert war auch das schwierigste Stück des Abends. Solistin war die Japanerin Yasuko Matsuda, deren Liebe zwar Mozart gehört, die an diesem Abend mit Mozarts Musik aber kaum bezaubern konnte. Mozart-Biograph Hermann Abert spricht diesem C-Dur-Konzert „eine kraftvolle, mitunter etwas steifleinene Würde“ zu. Dem möchte man nicht gerne zustimmen. Abert muss eine der Garchinger Aufführung vergleichbare Wiedergabe gehört haben. Yasuko Matsuda meisterte das Konzert in selbstverständlicher Virtuosität, nahm aber etwas viel Pedal, was bei Mozart wie Stärke beim Leinen wirkt. Das stark besetzte Orchester war klanglich erst recht zu dick, und Glanz lässt die Akustik im Garchinger Bürgerhaus ohnehin kaum aufkommen.

Kritik im Münchner Merkur

Meister der Romantik

Garchinger Sinfonieorchester spielt Schumann, Mendelssohn-Bartholdy und Mozart

Kritik aus dem Münchner Merkur zum Winterkonzert 2005
am 02. Februar 2005 im Garchinger Bürgerhaus

Garching (mf) – Romantik und Dramatik lagen beim Konzert des Garchinger Sinfonieorchesters nah beieinander. Sowohl Robert Schumann (1810-1856) als auch Felix Mendelssohn-Bartholdy (1809-1847) gehören zu den Romantikern unter den Komponisten. Unverkennbar bei der Manfred-Ouvertüre opus 115 von Robert Schumann. Zugleich aber hüllte das Orchesterspiel mit dunklen, wehmütigen Klängen ein und sorgte auch für fesselnde, dramatische Momente der Bläser. Unter der Leitung von Wolfram Graul führten die Musiker Schumanns Ouvertüre mit großem Einfühlungsvermögen auf und gerade beim zu Herzen gehenden Klang der Streicher und bei den aufgewühlten Passagen hatte man als Zuhörer fast das Bedürfnis ein bisschen mit zu leiden. Ein Meister der Romantik ist Felix Mendelssohn-Bartholdy, dessen 5. Sinfonie (opus 107), auch Reformations-Sinfonie genannt, erklang. Auch hier hatten die Streicher reichlich Gelegenheit, zur Geltung zu kommen, und das taten sie mit grandiosem Spiel, das mit den hervorragenden Leistungen aller Instrumentalisten zu einem harmonischen Ganzen verschmolz. Mozarts Klavierkonzert Nr. 25 in C-Dur (KV 503) wurde von der Solistin Yasuko Matsuda gekonnt dargeboten. Zweimal im Jahr erfreut das „Garchinger Sinfonieorchester am Max-Planck-Institut für Plasmaphysik“ die Garchinger Klassikfreunde mit Konzerten. Das nächste Mal stehen die musizierenden Studenten und Mitarbeiter der Garchinger Forschungsinstitute aus einem besonderen Grund auf der Bürgerhaus-Bühne: Am 7. Juli spielen sie beim Jubiläumskonzert zum 20-jährigen Bestehen des Orchesters Sibelius und Dvorák.