Sommerkonzert 2003

Kritik in der Süddeutschen Zeitung

Getragener Pärt, beschwingter Beethoven

Garchinger Sinfonieorchester spielt im Bürgerhaus
Unter der Leitung von Wolfram Graul bleibt vor allem die fünfte Sinfonie in c-moll im Ohr.

Kritik aus der Süddeutschen Zeitung zum Sommerkonzert 2003
am 08. Juli 2003 im Garchinger Bürgerhaus
von Nicole Graner

Garching – An- und abschwellende Klangwolken, das leise, gleichmäßige Flirren der Geigen, zarte Modulationen – ungewöhnlich beginnt das Konzert des Garchinger Sinfonieorchesters im Bürgerhaus. Kein Wunder. Steht doch gleich zu Beginn die äußerst selten gespielte Komposition „Festina lente“ des in Estland geborenen Komponisten Arvo Pärt auf dem Programm. Eine „wunderbare Ruhe“ würde das Werk ausstrahlen, prognostizierte Wolfram Graul. Der musikalische Leiter des Orchesters sollte Recht behalten. Sehr melancholisch, fast meditativ legen sich die Geiger und Bratschen über das unspektakuläre Thema, Celli und Bässe sind tragendes Fundament. Bisweilen erinnert das Opus in seiner feierlichen Getragenheit an den zweiten Satz der fünften Sinfonie in cis-moll von Gustav Mahler. Ob es gut war, mit einem solchen Werk anzufangen – sowohl was die musikalische Einstimmung betrifft, als auch die Präsenz des Orchesters? Den Spannungsbogen der elegischen Melodien und lang gedehnten Phrasen zu halten, bedeutet Präzision. Die war nicht immer gegeben. Zuweilen klingen die Geigen recht dünn. Doch die junge Solistin des Abends, Nicole Bornheimer, holt das Publikum wieder zurück. Die getragene Musik wird abgelöst durch ein temperamentvolles Allegro. Wolfram Graul nimmt es zügig und das Orchester folgt ihm, ohne an Brillanz zu verlieren. Die Soloklarinettistin des Münchner Rundfunkorchesters kostet die Gesangslinien, die Mozart bewusst in den Mittelpunkt rückt und reichlich verziert hat, aus. Nicht ohne Grund. Schrieb Mozart das Konzert doch für seinen Freund Anton Stadler, der die Möglichkeiten der Klarinette zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert erst richtig ausschöpfte. Der schlichten Thematik verleiht Nicole Bornheimer mit einem wunderbar dynamischen Spiel Ausdruckskraft. Ton und Ansatz sind weich und geschmeidig. Bis zum Schluss gelingt es ihr, die Spannung aufrecht zu erhalten. Dann der Höhepunkt: Beethovens Fünfte (c-moll). Fast scheint es, als ob das Orchester schlagartig aus einer gewissen Lethargie erwacht. Druckvoll und mit viel Kraft nimmt es das „Allegro con brio“. Dabei geht es locker und beschwingt in das Thema und führt es zur Vollendung. Herrlich leicht ist auch das Andante con moto. Wolfram Graul hat seinem Orchester nicht zu viel zugemutet. Es meistert die Schwierigkeiten mit Bravour, folgt den Vorgaben mit erstaunlicher Präzision. Zwei Dinge sind schade: Zum einen leidet auch das Sommerkonzert des Garchinger Sinfonieorchesters unter Publikumsschwund. Zum anderen fehlte dem Programm etwas Mitreißendes oder besser gesagt: das „Tüpfelchen auf dem I“.

Kritik im Münchner Merkur

Einfühlsame Interpretation

Konzert des Garchinger Sinfonieorchesters

Kritik aus dem Münchner Merkur zum Sommerkonzert 2003
am 08. Juli 2003 im Garchinger Bürgerhaus

Garching (agm) – Ein Konzert „zum Genießen und Dahinschmelzen“, das bot das Garchinger Sinfonieorchester mit seinem zweiten großen Auftritt in diesem Jahr – so äußerten sich Besucher nach dem Konzert zur Bürgerwoche. Inmitten all der sommerlichen Feste, des Trubels und bunten Treibens, lockten die Sinfoniker des Max-Planck-Instituts für Plasmaphysik mit ernsten, aber auch kraftvoll dynamischen Tönen. Wolfgang Amadeus Mozarts Konzert für Klarinette und Orchester A-Dur, KV 622, stand unter anderem auf dem Programm. Solistin Nicole Bornheimer erhielt großen Beifall. Die gebürtige Mainzerin gehört seit 1997 dem Münchner Rundfunkorchester an, seit 1998 als Soloklarinettistin. Unter Leitung von Wolfram Graul, dem aus Leipzig stammenden, deutschlandweit nachgefragten Dirigenten, spielten die Musiker der TU leidenschaftlich nach der Pause auf: Die Sinfonie Nr. 5 c-moll Opus 67 von Ludwig van Beethoven. Vom dynamischen ersten Satz ging es einfühlsam ins Andante über, um im kraftvollen Allegro der letzten beiden Sätze zu enden. Keine Frage, dass das Orchester nicht ohne musikalischen Nachschlag in die verdiente Abendfreizeit entlassen wurde. Bei den regelmäßigen Proben am Mittwochabend im IBZ-Keller am Riemerfeldring geht es aber ab kommender Woche schon wieder rund: Das Frühjahrskonzert am 28. Februar wird vorbereitet. Da soll „Die Unvollendete“ von Franz Schubert natürlich formvollendet vorgetragen werden.

Winterkonzert 2003

Kritik in der Süddeutschen Zeitung

Enormes Klangefüge

Garchinger Sinfonieorchester spielt mit großer Kraft

Kritik aus der Süddeutschen Zeitung zum Winterkonzert 2003
am 31. Januar 2003 im Garchinger Bürgerhaus
von Adolf Karl Gottwald

Garching – Rekord im Bürgerhaus: 444 Zuhörer hatte das Konzert des Garchinger Sinfonieorchesters, das die Garchinger jetzt ganz offensichtlich als „ihr“ Orchester akzeptieren. Aber nicht nur ein Besucherrekord ist zu verzeichnen, auch das Orchester hat eine bisher noch nicht feststellbare Höhe der Qualität erreicht und konnte sich an diesem Abend mit unbestreitbarem Erfolg an die Sinfonie d-Moll von Cesar Franck wagen, und das ist eines der ganz großen symphonischen Werke des 19. Jahrhunderts. Der Aufstieg dieses Laienorchesters unter seinem jetzigen Dirigenten, Wolfram Graul, erregt immer wieder Bewunderung. Spieltechnisch und rhythmisch schwierige Passagen werden gemeistert – und es klingt. Die von Konzertmeister Michael Friedrich professionell angeführten Ersten Geigen klingen erstaunlich gut, obwohl es überall an der Bogenführung hapert. Wie wäre das erst, wenn sie sich von der meisterhaften Bogenführung ihres Konzertmeisters etwas abschauen und den Bogen vom Frosch bis zur Spitze benutzen würden! Während die Ersten Geigen singen, haben die Zweiten Geigen und Bratschen oft vertrackte Begleitfiguren auszuführen, über die aber Wolfram Graul geradezu fürsorglich hinweghilft. Die Gruppe der Violoncellisten wird von einem mit Recht bewunderten, ja angehimmelten Solocellisten angeführt und gibt, zusammen mit nur zwei oder drei Kontrabässen ein solides klangliches Fundament ab. Die Bläser, jetzt weitgehend von eigenen Leuten (Laien) besetzt, sind ihren vielfältigen Aufgaben problemlos gewachsen. Somit stand einer farbigen, musikalisch rundum überzeugenden Aufführung von Cesar Francks großer Sinfonie nichts im Weg. Besonders erfreulich ist, dass im Garchinger Sinfonieorchester jetzt auffallend viele junge Gesichter zu sehen sind. Dieses „Mitwirken“ bedeutet Formung der Persönlichkeit und zugleich Erziehung zur Gemeinschaft. Das ist ein Nebeneffekt, der sich zwar dem Publikum nicht unmittelbar mitteilt, der aber als besondere Form des aktiven Mitgestaltens unserer Gesellschaft – gerade in unserer Zeit – große Bedeutung hat und das öffentliche Musizieren von Laien in höchstem Maße rechtfertigt. Als Solistin hatte Wolfram Graul diesmal eine junge Japanerin engagiert: Sachiyo Nomura. Sie spielte das Klavierkonzert a-Moll von Edvard Grieg technisch souverän, mit feinem Klangsinn, Temperament und einer Kraft, die man diesem zarten Persönchen gar nicht zugetraut hätte. Da das Orchester farbig und differenziert begleitete, der Dirigent weder musikalische noch rhythmische Differenzen aufkommen ließ, erklang Edvard Griegs Konzert wie aus einem Guss. Eine kleine Chopin-Zugabe war der Vorbote der großen französischen Sinfonie, und eine Kostprobe aus der Musik zu „Carmen“ als Zugabe des Orchesters rundete zuletzt das Programm als rhythmisch geschwungenen Bogen populär ab.

Kritik im Münchner Merkur

Zwischen Schwermut und inniger Romantik

Garchinger Sinfonieorchester mit Solistin Nomura

Kritik aus dem Münchner Merkur zum Winterkonzert 2003
am 31. Januar 2003 im Garchinger Bürgerhaus

Garching (mf) – Dass die Konzerte des „Garchinger Sinfonieorchesters am Max Planck-Institut für Plasmaphysik“ unter der Leitung von Wolfram Graul anspruchsvoll und etwas Besonderes sind, hat sich herumgesprochen. Der Andrang im Bürgerhaus Garching verdeutlichte dies. In dem Konzert stellte sich zudem die vielversprechende junge Pianistin Sachiyo Nomura vor. Nomuras ausdrucksstarkes Spiel und ihre gefühlvolle Interpretation von Edvard Griegs Konzert für Klavier und Orchester a-moll op. 16 unterstrich in drei Sätzen ihr Können: Ein romantisches und schmeichelndes Allegro molto moderato, ein emotionales und schwelgerisches Adagio und zu guter Letzt mitreißend mit nordischen Akzenten im dritten Satz bekamen die Zuhörer sowohl vom Orchester als auch von der Pianistin eine wundervolle Darbietung des bedeutendsten sinfonischen Werks des norwegischen Komponisten, das 1870 uraufgeführt wurde und im ersten Satz immer wieder an Klavierkonzerte von Schumann erinnert. Nomura, in Japan geboren, tut für ihren Erfolg sehr viel, und das von Kindesbeinen an: Den ersten Klavierunterricht erhielt sie mit fünf Jahren. Nach dem Abschluss des Gymnasiums studierte sie in Kobe und Tokio und setzte die pianistischen Studien schließlich in Hamburg und München fort. In Japan, Europa und Israel trat sie bereits mit Soloprogrammen und mit Orchestern auf. Die Aufmerksamkeit der Konzertgäste allein für sich hatte das Sinfonieorchester bei der Sinfonie Nr. 2 d-moll des belgischen Komponisten Cesar Franck. In drei Sätzen schwankte man als Zuhörer zwischen ernster Schwermütigkeit und inniger Romantik. Die teils zarten, teils ausdrucksgewaltigen Elemente der 1886-1888 im nachklassisch-spätromantischen Stil geschriebenen Sinfonie treffen sowohl den Geschmack der gefühlvollen Schwärmer als auch den von eher grüblerisch-ernsthaften Klassik-Freunden. Das Garchinger Sinfonieorchester bescherte dem Publikum einen niveauvollen und künstlerisch bemerkenswerten Konzertabend. Und man darf sich schon auf den Sommer freuen: Das nächste Konzert des Orchesters ist für 8. Juli geplant und dabei soll unter anderem die 5. Sinfonie von Ludwig van Beethoven auf dem Programm stehen.