Sommerkonzert 2000
Kritik in der Süddeutschen Zeitung
Fesselnd, farbig, fein und stimmungsvoll
Garchinger Sinfonieorchester spielte im Bürgerhaus Mendelssohns Schottische Symphonie
Kritik aus der Süddeutschen Zeitung zum Sommerkonzert 2000
am 11. Juli 2000 im Garchinger Bürgerhaus
von Adolf Karl Gottwald
Garching – Felix Mendelssohn fiel es schwer, sich in Italien auf seine Schottische Symphonie zu konzentrieren. „Der Frühling ist in seiner Blüthe; ein warmer blauer Himmel draussen, und die Reise nach Neapel in allen Gedanken… Wer kann es mir da verdenken, dass ich mich nicht in die schottische Nebelstimmung zurückversetzen kann? Ich habe die Symphonie deshalb für jetzt zurücklegen müssen…“, schrieb er 1831 aus Italien. So kam es, dass die 1829 begonnene Symphonie erst 1842 vollendet wurde. Das Garchinger Sinfonieorchester hat bei der ein halbes Jahr beanspruchenden Einstudierung Hitzeperioden und wohl auch Krisenstrecken überwinden müssen, aber die lange Mühe lohnte sich – für Mendelssohn bei der Komposition, für das Sinfonieorchester bei der Wiedergabe. Das Ergebnis war bei Mendelssohn ein herrliches Werk, in Garching eine fesselnde, farbige, sehr fein ausgearbeitete, stimmungsvolle Wiedergabe auf erstaunlich hohem Niveau. Hier gibt es nichts zu kritisieren, hier kann man nur gratulieren – dem Dirigenten Wolfram Graul zu seinem künstlerischen Erfolg und noch mehr dem Orchester zu seinem Dirigenten, der es auf seine jetzige, vor wenigen Jahren noch nicht vorstellbare Höhe „hinaufgearbeitet“ hat. Im ersten Teil des Konzerts aber waren zwei hervorragende Solisten zu bewundern, zunächst Jürgen Evers, Solo-Oboist im Münchner Rundfunkorchester. Er spielte eines der zwölf Oboenkonzerte von Antonio Vivaldi. Das klingt nach Routine – beim Komponisten wie beim Interpreten. Routine ist selbstverständlich im Spiel. Es wäre ja schlimm, wenn ein Berufsmusiker nicht routiniert wäre. Aber da war noch mehr: Vivaldi hatte für die Bläsersolisten deutscher Hoforchester virtuose Paradestücke zu schreiben. Jedes hat sein eigenes Gesicht, und jedes ist eine Herausforderung für den Solisten. Jürgen Evers bestand diese Herausforderung ausgezeichnet, deutlich über dem Niveau der Routine. Einen wunderbaren Auftritt hatte die junge Geigerin Carolin Anne Widmann. Sie durfte die beiden Romanzen für Violine und Orchester von Beethoven und die Zigeunerweisen von Pablo de Sarasate mit Orchesterbegleitung spielen. Das ist eine sehr dankbare Aufgabe, die sie mit Hingabe und schönster Tongebung (bei mitreißender technischer Brillanz) wahrnahm. Natürlich gab es nach den geigerischen Hexenkünsten der Zigeunerweisen Ovationen. Star ohne Star-Allüren: Bei der Aufführung der Mendelssohn-Symphonie fiel unter den Zweiten Geigen eine junge Geigerin mit herausragender Bogenführung auf, die besonders intensiv musizierte. Es war Carolin Anne Widmann.
Kritik im Münchner Merkur
Herausforderung bestens gemeistert
Konzertabend: Garchinger Sinfonieorchester begeistert das zahlreiche Publikum
Kritik aus dem Münchner Merkur zum Sommerkonzert 2000
am 11. Juli 2000 im Garchinger Bürgerhaus
Robert Klimesch
Garching – „Raus aus Big Brother, rein in die Kultur!“ So lautet der Slogan der Garchinger Kulturoffensive. Jüngster Beweis dafür, dass es nach wie vor kulturelles Engagement jenseits der Big-Brother-Hysterie gibt, und dieses Engagement eine auch breite öffentliche Resonanz findet, war das Konzert des Garchinger Sinfonieorchesters im Bürgerhaus. In einem abwechslungsreich zusammengestellten Programm, für das mit Jürgen Evers und Carolin Anne Widmann zwei hervorragende Solisten gewonnen werden konnten, präsentierte das Orchester, unter der Leitung von Wolfram Graul, die Ergebnisse seiner musikalischen Arbeit des letzten halben Jahres. Ein Juwel unter Vivaldis 20 Oboe-Solokonzerten ist jenes in C-Dur mit der Werkverzeichnisnummer RV 450, das von den Oboisten höchste Virtuosität verlangt. Nach leichten Unsicherheiten im ersten Satz gelang dem Ensemble ein wunderschön ausmusizierter, langsamer Mittelsatz und ein feinnervig und schwungvoll begleiteter Finalsatz. Jürgen Evers, seit 1990 Solo-Oboist im Münchner Rundfunkorchester, gestaltete seinen Solo-Part mit technisch wie musikalisch souveräner Meisterschaft. Höhepunkt des Abends dürfte jedoch der nun folgende Auftritt der hochbegabten und mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten Geigerin Carolin Anne Widmann gewesen sein, die phantastisch gut Geige spielt. Mit unaufdringlichem Sentiment, mit staunenswert musikalischer Reife und zauberhafter Klangschönheit interpretierte sie die beiden Romanzen op. 40 und 50 von Ludwig van Beethoven. Zum Abschluss dieses konzertanten ersten Teils gab es dann noch Pablo Sarasates Zigeunerweisen op. 20, und Caroline Widmann erfüllte auch hier alle Erwartungen. Der große Augenblick für das Garchinger Sinfonieorchester, das sich vornehmlich aus engagierten, auf bemerkenswert hohem Niveau spielenden Laienmusikern zusammensetzt, schlug jedoch nach der Pause mit Mendelssohns wohl bedeutendstem sinfonieschen Werk, der 3. Sinfonie. Von je her erfreute sich dieses Werk beim Publikum klassischer Musik, dank seiner volksliedhaften Anklänge und seiner naturhaften, orchestralen Stimmungsbilder, größter Beliebtheit. Deutlich zu spüren war, dass es auch allen Orchestermusikern ungeheuren Spaß gemacht hat, diese sinfonische Herausforderung zu meistern. Einige Instrumentalpositionen, die man nicht mit Musikern aus den eigenen, lokalen Reihen hatte auffüllen können, wurden mit hervorragenden Kräften aus dem Münchner Rundfunkorchester besetzt. Um so erstaunlicher waren die hervorrangenden Leistungen der glänzend aufgelegten, „hauseigenen“ Holzbläser im Scherzo, dem zweitem Satz der Sinfonie, wie auch im reich orchestrierten Finalsatz. Obwohl es in der einen oder anderen Passage auch einmal wackelte, und hie und da kleine Schwächen in der Intonation auftraten, präsentierte sich das Orchester im Ganzen gesehen mit einer herausragenden Leistung. Das war sicherlich nicht zuletzt das Verdienst von Orchesterleiter Wolfram Graul, der ordnend und gestaltend alle musikalischen Zügel fest in der Hand behielt. Es gelang ihm in allen Sätzen den musikalischen Puls schlüssig umzusetzen und die einzelnen Teile und Phrasen dieser komplexen Musik musikalisch sinnvoll aufeinander abzustimmen. Kurz gesagt: Da wurde großartig Musik gemacht. Das Publikum dankte es mit lang anhaltendem Applaus.
Winterkonzert 2000
Kritik in der Süddeutschen Zeitung
Kritik aus der Süddeutschen Zeitung zum Winterkonzert 2000
am 28. Februar 2000 im Garchinger Bürgerhaus
Garching (ole) – Seit 14 Jahren sind sie aus der Garchinger Musikszene nicht mehr wegzudenken: Die Musiker des Garchinger Sinfonieorchesters am Max-Planck-Institut machten sich durch die genaue und höchst musikalische Arbeit ihres Dirigenten Wolfram Graul einen Namen im Münchner Norden. Auch das letzte Konzert im Garchinger Bürgerhaus war wieder ein musikalischer Hochgenuss. Schwungvoll, präzise und für ein Laienorchester hochmotiviert, spielte das Orchester die Symhonie Nr. l in C-Dur von Carl Maria von Weber und die Symphonie Nr. 4 von Robert Schumann.